Also, weiter geht’s mit dem Rätsel um Motivation (hast Du schon Teil 1 gelesen?).

Du  hast also Teil 1 gelesen, vielleicht sogar die Übung gemacht, ein paar Tage lang über Demotivation und Motivation nachgedacht, und jetzt fragst Du Dich (und mich!): „Wie zum Kuckuck kann ich meine Kolleg:innen (oder wen auch immer) motivieren?“

Und ich muss Dir jetzt die schonungslose, gnadenlose Botschaft überbringen.

Du kannst  nicht. Extrinsische Motivation (also Motivation von außen) funktioniert nicht.

Menschen sind motiviert – oder sie sind es nicht. Kannste nix machen.

OK, jetzt könnten wir alle aufgeben und gemütlich einen trinken gehen (Kaffee meine ich natürlich!), aber das wäre ja zu einfach.

MOTIVATION geht nicht. Aber was geht – was Menschen seit Menschengedenken füreinander tun – ist Inspiration!

Du kannst niemanden motivieren – aber Du kannst Menschen inspirieren.

OK, wirst Du jetzt vielleicht sagen, aber ich und Inspiration? Inspirierende Menschen, das sind solche wie Jesus und Mutter Theresa und Barack Obama und Malala Yousafzai, was hat das mit mir zu tun?

Inspirierende Menschen haben sicher einige Dinge gemeinsam. Sie sind authentisch, sie sind ehrlich und zugewandt und wohlwollend. Bestimmt waren und sind sie alle tolle Menschen. Aber es gibt nur eine einzige Fähigkeit, ein Können, das sie alle gemeinsam hatten und haben:

Sie können Geschichten erzählen.

Wenn es eine tatsächliche, erlernbare Fertigkeit gibt, die inspirierende Menschen gemeinsam haben, dann ist es die des Storytellings.

Ich will Dir eine Geschichte erzählen. Es war 2010, kurz vor Weihnachten. Ich stand auf dem Balkon und heulte. Es regnete in Strömen, der Regen prasselte auf die mit Licherketten geschmückten Sträucher, aufs Balkondach, es roch nach faulem Laub, und aus dem Wohnzimmer nach Lebkuchen und Früchtepunsch. Der Regen mischte sich mit meinen Tränen, der Dezemberwind war eisig auf meinem nassen Gesicht. Ich hatte eine glückliche Ehe, einen tollen, hochbezahlten Job in einer Werbeagentur, Kind und Hund – alles war doch perfekt! Und ich stand auf dem Balkon und heulte. Mein Körper wäre so voller Entzündungswerte, hatten die Ärzte gesagt, es könnte sich um Krebs handeln.

Deswegen heulte ich gar nicht.

Es war auch kein Krebs.

Ich hatte mein ganzes Leben satt. So sehr, dass ich wenige Tage darauf meinen Job in der Agentur hinschmiss – ohne eine Ahnung, was als nächstes passieren sollte. Ein paar Monate später, im April 2011, gründete ich die Roosigen Zeiten.

Im gleichen Frühjahr fing ich an, jeden Morgen um 5 Uhr aufzustehen, um laufen zu gehen und zu meditieren, bevor ich mein Kind für die Schule weckte.

Ich war einfach … total … motiviert.

Das ist jetzt 12 Jahre her. Ich habe diese Geschichte mal vor ca. 200 potentiellen Gründer:innen erzählt. Und sie hat, wie ich später erfuhr, einige von ihnen INSPIRIERT, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Bevor ich weiter erzähle, habe ich noch eine Übung: Nimm Dir die Zettel vom letzten Mal vor, den Zettel mit den Erfolgsgeschichten, mit den Stichworten, wo Motivation gut geklappt hat. Hinter jedem Stichwort steht eine Erfolgsgeschichte. Schau die Stichworte durch und erinnere Dich an Geschichten, bei denen Du etwas getan hast, das andere inspiriert, motiviert, oder einfach nur fröhlich gemacht hat.

Schau nur die Stichworte an (falls Du beim letzten Teil die Übung übersprungen hast, kannst Du ja jetzt ein paar schreiben) und lasse Deine Gedanken schweifen, und erinnere an eine konkrete Situation, einen konkreten Moment, in dem das einfach großartig funktioniert hat mit dem inspirieren. Ein konkreter Augenblick, eine konkrete Geschichte.

Lass Dir Zeit. In ein paar Tagen erzähle ich Dir, wie es weiter geht.

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