Die grausigen Statistiken kennt fast jede/r Startup: 50 – 70% aller Neugründungen scheitern bereits in den ersten 18 Monaten. Das hat Dich und mich nicht daran gehindert, zu beginnen: Weil wir selbstbestimmt sein wollten. Weil wir wussten, dass wir es besser können. Weil wir etwas bewegen wollten. Weil wir eine Idee, einen Plan oder sogar eine Vision hatten.
Drei Jahre nach meiner Gründung und der Begleitung etlicher KMU auf ihrem unternehmerischen Weg stelle ich fest, dass Gründer immer wieder dieselben Fehler machen. Vermeidbare Fehler.
Hier ist meine persönliche Fehler Top Five – die, an denen Du als Gründer wahrscheinlich scheitern wirst.
5. Du unterschätzt Wissen und Weiterbildung
Einer der häufigsten Fehler. Warum? Weil Du natürlich gegründet hast, weil Du eine Sache ziemlich gut kannst. Besser als Dein voriger Chef, findest Du. Und in den allermeisten Fällen liegst Du damit sogar richtig. Wenn Du also alles übers Kringelbacken weißt und die besten Donuts der Stadt backst, dann muss Deine Donut-Bäckerei doch erfolgreich werden, stimmt’s? Stimmt nicht. Zweierlei vergisst Du dabei:
Erstens neigen Startups dazu, sich auf den Lorbeeren auszuruhen und sich auf ihrem eigenen Gebiet nicht mehr weiter zu bilden. Kein Chef mehr, der einen dazu zwingt. Und man ist ja eh der Beste. Ja, ist man auch: Und zwar so lange, bis jemand aufgeholt hat. Bis plötzlich Cronuts statt Donuts in sind und Du keine Ahnung hast, was das ist (die gibt’s übrigens wirklich). Ständige Weiterbildung ist unabdingbar!
Und zweitens: Du weißt zwar alles über Brötchen, aber wie steht es mit Unternehmensführung, Mitarbeiterführung, Strategie, Marketing, Controlling und Finanzen? Ach so, verstehe. Aber ohne dieses Wissen sieht es schlecht aus. Womit wir auch schon zum zweiten Punkt kämen. Aber vorher noch ein kurzer Tipp:
Oh nein! Was kann ich tun?
Mach Dir am Anfang jeden Jahres (Quartals) einen genauen Weiterbildungsplan. Trag Deine Seminare und Fortbildungen in den Kalender ein, bevor Dir was anderes dazwischen kommt.
4. Du hast keine Ahnung von Finanzen
Und im schlimmsten Fall noch nicht mal Bezug zu Geld. Wenn es an Kontoauszüge geht, machst Du am liebsten die Augen zu. Tröste Dich: Unternehmensfinanzen sind wesentlich einfacher, als uns viele Ratgeber das glauben machen wollen. Dennoch: Wenn Du einige wichtige Grundladen nicht in den Griff bekommst, wirst Du scheitern. Pass auf Dein Geld auf, als hinge Dein Leben davon ab: Das Leben Deines Unternehmens hängt nämlich davon ab. Ein paar grundsätzliche Controllingelemente aus der Buchhaltung (Status, BWA, Bilanz) und einige steuerliche Grundregeln (plus einen guten Steuerberater) solltest Du schon haben. Dazu brauchst Du eine gesunde Grundhaltung zu Geld, damit es Dir nicht zwischen den Fingern verrinnt. Wer die nicht hat, verkauft sich zum Beispiel gerne immer wieder unter Preis.
Oh nein! Was kann ich tun?
Nicht verzagen. Das kann man lernen. Lies ein gutes Buch für Unternehmensfinanzen für KMU. Falls Du keines findest: Ich schreibe gerade eins. Und das Dir zum Trost: Vor drei Jahren hatte ich mindestens genau so wenig Ahnung wie Du. Das Buch erscheint in ein paar Monaten, stay tuned.
3. Du willst es allen Recht machen
Deine Dienstleistung und Dein Produkt sollen allen gefallen. Schließlich ist es um so besser, je mehr Du davon verkaufst, richtig? Falsch. Wer es allen Recht machen will, gefällt schließlich niemandem wirklich. Genau genommen: Dir fehlt eine Strategie.
Wenn ich in Vorgesprächen mit Neukunden suche, die Unternehmensstrategie zu ergründen, stelle ich in ca. 90% der Fälle fest: Es gibt keine. Und ohne Strategie funktioniert Dein Marketing nicht. Ohne Strategie funktioniert Deine ganze Firma nicht. Und ja, das gilt auch für Selbstständige. Wenn Du auf Reisen gehst und kein Ziel hast, kommst Du ja auch nirgends an. Und Deine Donuts verkaufen sich völlig anders, wenn Du sie in der Düsseldorfer Innenstadt dem hippen Shopping-Publikum darreichen willst – oder in Pfaffenhofen den alten Damen zum Sonntagstee. Klar soweit?
Oh nein! Was kann ich tun?
Beschäftige Dich mit Strategie. Es gibt gute Bücher zum Thema, zum Beispiel Michael E. Gerber: Das Geheimnis erfolgreicher Firmen. Frage Dich, was Deine Ziele sind, und mache Dir einen klaren Plan, wie Du dorthin willst. Anders geht’s nicht.
2. Du unterschätzt Dein Marketing
Klar, das muss ich ja sagen. 😉 Aber mal ehrlich. Deine Kringel können noch so köstlich sein: Wenn keiner weiß, wo es sie zu kaufen gibt, bist Du aufgeschmissen. Die meisten Gründer denken viel zu viel über die Konkurrenz nach – und viel zu wenig über ihr eigenes Marketing. Sich an der Konkurrenz zu orientieren, bringt übrigens wenig. Deine Strategie und Dein Marketing soll Ausdruck DEINER Persönlichkeit und DEINES Unternehmens sein: Nicht eine negative Blaupause der Konkurrenz.
Oh nein! Was kann ich tun?
Mach Dir einen Marketing-Plan. Nimm Dir einen Tag Zeit und plane, welche Marketing-Aktivitäten Du organisieren willst. Halte Dich dran. (Das funktioniert allerdings nur, wenn Du eine Strategie als Fundament hast, siehe oben) Und im Zweifelsfall: Frag jemanden, der sich damit auskennt. 🙂
1. Du hast keine Beziehung zu deinen Kunden
Und mit Beziehung meine ich Beziehung. Deine Kunden sind der Grund, warum Du das machst. Deine Kunden sind der Motor Deines Unternehmens. Deine Kunden sind Deine Arbeitgeber. Du brauchst eine beständigen Dialog mit ihnen – und Du willst ehrliches Feedback. Zu jeder Zeit solltest Du wissen, woher Deine Kunden kommen, warum sie bei Dir kaufen und was in ihren Köpfen vorgeht. Und im besten Falle wirst Du Deine Kunden wirklich lieben. Das heißt nicht, dass Du demütig vor ihnen im Staube kriechen musst: Das heißt, dass Du zu Deinen Kunden eine liebevolle, inspirierende, wertschätzende Beziehung haben solltest. Und jederzeit in der Lage sein solltest, in ihrem Kopf spazieren zu gehen.
Oh nein! Was kann ich tun?
Rede mit Deinen Kunden. Schaffe Strukturen, um immer zu wissen, wie es Deinen Kunden geht (Kundenbefragungen sind ein Beispiel). Höre nie auf, Dich mit Deinen Kunden zu befassen. Ich empfehle sehr das Buch von Stefan Merath: Die Kunst seine Kunden zu lieben.
So, das war meine Fehler-Hitliste. Ich hoffe, sie hilft Dir, ein paar dieser Fehler zu vermeiden. Bei Fragen: Immer raus damit.
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